Pütterweg bleibt!

- Soviel Natur mitten in der Stadt?
- Im Dialog mit OB Madsen und Grünen am 18.09.2020
- Info-Fest im Gemeinschaftsgarten der KGA Pütterweg 2020
- Groter Pohl aka Grüner Pohl
- "Groter Pohl" darf nicht sterben (18.08.2023)

Wie schon die geräumten und seit Jahren brach liegenden Nachbaranlagen Groter Pohl und Ernst Heydemann soll auch die KGA Pütterweg einer Bebauung weichen. Grünes Leben soll für eine großflächige Versiegelung zerstört werden. Wir sind dagegen!


Wir wollen mehr Freiräume - mehr Orte, an denen nicht konsumiert werden muss und die nicht vorgestaltet sind. Freiräume, die Platz für Entfaltung, Entspannung und Miteinander bieten. Freiräume, die ein Gegenstück zu Beton, Versiegelung, Verkehr und Enge in Rostock darstellen. Freiräume zum Atmen.

Die KGA Pütterweg bietet all das. So verschieden wir sind: uns alle eint der Wunsch nach Freiraum in der Stadt, nach ökologischem Gärtnern, die Liebe zur Natur und die Begeisterung für die vielen Tierarten, die sich bei uns wohl fühlen. Bei uns gibt es einen Eltern-Kind-Garten, Bienenvölker, einen der schönsten Fahrradwege Rostocks, einen Gemeinschaftsgarten und viele kreative Ideen, wie sich die Anlage für die Stadtgemeinschaft öffnen kann.

Deshalb:

Soviel Natur mitten in der Stadt?

Im Areal der Kleingartenanlagen sind nebst ca. 40 verschiedener - teils seltener - Vogelarten, Igel, Fledermäuse und zahlreiche Schmetterlingsarten beheimatet. Eine weitere Besonderheit stellt eine stabile Population streng schützenswerter Zauneidechsen dar. Das vielfältige Futterangebot von Blüten, Früchten, Samen und Nüssen, sowie das Bestreben zu einer immergrünen Bewirtschaftungsweise macht diese Artenvielfalt erst möglich und auch für den Menschen lebenswert.


Im Dialog mit OB Madsen und Grünen am 18.09.2020

Die Zusage des Rostocker Oberbürgermeisters Claus Ruhe Madsen hatten die Gartenfreund*innen der KGA „Pütterweg“ bereits. Coronabedingt musste sein Besuch in der Gartenanlage abgesagt werden. Am 18. August sollte der Nachholtermin stattfinden. Kurzfristig musste Madsen das Treffen aus Termingründen absagen. Stattdessen empfing er eine vierköpfige Delegation im Alter von 13 bis 86 Jahren im Rathaus. Diese brachte eigenen Honig, Marmelade, Obst und Fotos aus dem Pütterweg mit, um ein Gefühl für das grüne Paradies mitten in der Stadt zu vermitteln. Sie sprachen über Möglichkeiten des Erhalts der Grünflächen im B-Plan-Gebiet „Groter Pohl“.

Info-Fest im Gemeinschaftsgarten der KGA Pütterweg 2020


Gleichzeitig veranstaltete die Initiative „Pütterweg bleibt“ ein Info-Fest im Gemeinschaftsgarten und forderte „Beete statt Knete“, also Grünerhalt statt Bau von Luxuswohnungen und Gewerbeansiedlung. Auch zwei Filmteams vom NDR und TV Rostock waren vor Ort. Andrea Krönert von der Grünen Bürgerschaftsfraktion kam im Pütterweg mit den Gartenfreund*innen ins Gespräch. Sie und zwei weitere Abgeordnete standen 50 Interessierten Rede und Antwort und zeigten Wege zur Beteiligung auf. Der Prozess sei noch gestaltbar, wenn auch eine Bebauung beschlossen wäre. Juliane Bäthge vom NABU klärte über die schützenswerte ökologische Vielfalt auf. Das grüne Areal zwischen Südstadt, KTV und Stadtmitte sei Heimat von 40 Vogelarten, der streng geschützten Zauneidechse und 2000 Obstbäumen. Das Areal „Groter Pohl“ sei ein wichtiger Frischluftkorridor für die Innenstadt. Da mit einer Bebauung nicht vor 2023 zu rechnen ist, rechnet der NABU mit der Ansiedlung weiterer schützenswerter Arten. Die Initiative „Pütterweg bleibt“ weist auf die sozialen Aspekte des Gärtnerns in Gemeinschaft hin. Wissen werde von Generation zu Generation weitergegeben. Menschen, die in engen Wohnungen ohne Balkon leben, finden hier ein Stück Grün, das sie bewirtschaften können. Kinder lernen etwas über den Wert von Artenvielfalt, Bienen und nachhaltigem Umgang mit natürlichen Ressourcen. Durch die „Besetzung“ genannte Nutzung von Freiraum hat sich eine soziale Energie in den Gärten entwickelt, die bunte Alternativen für den Groten Pohl vorschlägt.

Groter Pohl aka Grüner Pohl

Am 24.09.2020 beim Poldo im PWH ging es unter anderem um das Bauprojekt am Groten Pohl. Wir haben einen alternativen Entwurf vorgestellt und unterstrichen, warum es in der Klimakrise lohnt, Gärten in der Stadt zu erhalten.

Braucht Rostock wirklich noch mehr teure Wohn- und Bürogebäude? Die Stadt hat keinen Mangel an Wohnraum, sie hat nur zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Schon in der Südstadt gibt es kaum noch Wohnungen, deren Mietkosten vom Jobcenter oder Sozialamt anerkannt werden, von der Innenstadt und der KTV ganz zu schweigen. Die Segregation in Rostock ist eine der höchsten in ganz Deutschland. Die Stadt wird so immer langweiliger und öder. Zugleich verschwinden immer mehr naturbelassene Grünflächen, die von allen Stadtbewohner*innen genutzt werden können und die für das Stadtklima wichtig sind. Was wäre, wenn wir Stadtbewohner*innen die jetzige Brache hinter dem Kaufland zu einem Grünen Pohl gestalten?


Was wäre, wenn am zentralen Knotenpunkt zwischen Innenstadt, KTV und Südstadt ein Raum entsteht, der den Bedürfnissen der Stadtgemeinschaft nach Natur, Kultur und Freiraum entspricht? Wenn hier zwischen Apfelbäumen Platz ist für Kino, Theater, Kunst, Tanztee, Sport im Freien, Picknick, Drachen steigen lassen, Kinder-Gärten, Naturbeobachtung, einen Bauspielplatz, ein Café, Ausstellungen, Floh- und Tauschmärkte, multifunktionale Gebäude, die alle nutzen können… Was wäre, wenn die Stadtgemeinschaft Verantwortung für diesen Ort übernimmt, wenn hier kreative Projekte gestartet werden, Neues ausprobiert werden kann? Was wäre, wenn die Stadtbewohner*innen den Grünen Pohl gestalten, nutzen und verantworten? Wenn dieser Ort ein Raum für demokratische und inklusive Stadtentwicklung wäre? Was wäre, wenn Rostock sich am Groten Pohl ein Klimatop leistet, welches das Stadtklima der gesamten Innenstadt nachhaltig aufwertet? Wäre Rostock dann nicht ein bisschen mehr die grüne, die soziale, die kulturelle Stadt am Meer?


Die Hansestadt Rostock hat sich in ihren Leitlinien zur Stadtentwicklung Rostock 2025 auf die Fahnen geschrieben, dass Natur- und Lebensräume bewahrt werden, ein gesundes Lokalklima geschaffen wird, Rostock sich an den Klimawandel anpasst und eine grüne Stadt am Meer wird. Passt dazu ein Grüner Pohl nicht besser als die Versiegelung der Fläche?

Ein Überblick der aktuellen Lage vom 18.08.2023

erstellt von Lars G. und Kathrin S.