"Das Amt für Stadtplanung in Person von Herrn Müller stellte zusammen mit dem beauftragten Architekturbüro Haas Cook Zemmrich den „Funktionsplan“ für die Bebauung des Gebiets des Groten Pohls vor. Ca. 150 interessierte Menschen war gekommen. Nicht nur Kleingärtner*innen, auch Anwohner*innen der Südstadt, Vertreter*innen der Bürgerschaft, von Wohnungsgenossenschaften, Verwaltung, Studierende, Eltern mit Kindern, Senior*innen, Klima- und Naturschutzintrressierte. Ein bunt gemischter Haufen.
Zunächst wurde der Funktionsplan vorgestellt: es soll ein Wohn- und Gewerbegebiet entstehen mit ca 115.000 Quadratmetern Wohnfläche verteilt auf 1200 Wohneinheiten. Insgesamt sollen 2500 bis 3000 Menschen dort leben. Zudem soll es Gewerbeeinheiten z. B. für Handwerksbetriebe und Start-Ups geben. Die Häuser sollen eine Geschosshöhe zwischen 4 und 6 Geschossen haben. Die Dächer sollen begrünt sein. Nach Aussage der Planer (die Präsentierenden waren ausschließlich Männer) soll hier ein neuer lebendiger und bunt gemischter „Stadtteil für alle gesellschaftlichen Schichten“ entstehen. Im Aussenbereich entlang der Bahngleise werden neben dem Radweg Grünflächen entstehen, die auch der Wasserregulation dienen sollen. Das Wohngebiet soll als Schwammstadt geplant werden, um dem Problem von Überflutungen durch Starkregen und der Überlastung des umliegenden Abwassersystems zu begegnen. Das Gebiet soll über eine Brücke mit dem Lindenpark verbunden werden.
Pro Wohneinheit sollen 0,6 Parkplätze zur Verfügung stehen, in einem rückbaubaren Parkhaus entlang der Erich-Schlesinger-Strasse. Es soll unterschiedliche Sharing-Möglichkeiten geben.
Die interkulturellen Gärten werden einen Platz finden. Die KGA Pütterweg soll weichen. Ein Schulkomplex wird entstehen. Es soll ein Angebot für die jetzige bestehende Moschee/muslimisches Kulturzentrum geschaffen werden.
Im zweiten Teil der Veranstaltungen stellten die Veranstaltungsbesucher*innen Fragen, die sich sowohl an die Architekten als auch an Herrn Müller richteten.
- Wie soll die Entwässerung funktionieren mit einem eh schon überlasteten Abwassernetz?
- Wie können ein paar Wiesen und Gründächer die jetzige Frischluftschneise ersetzen?
- Was ist mit der jetzigen Biodiversität?
- Bleiben Bäume bestehen?
- Wo werden die Bewohner*innen parken?
- Welches Konzept gibt es, damit auch Menschen mit wenig Geld dort wohnen?
- Wie soll die Durchmischung funktionieren?
- Wird es Gastronomie geben? Wie öffentlich ist der Stadtteil?
- Was passiert mit den vielen Tieren, die dort leben?
- Können die Gärten des Pütterweg weiterbestehen?
- Warum werden nicht andere Flächen zur Bebauung genutzt?
- Wann und wie will die Stadt ihrer Verpflichtung zur Pflege der jetzt leergezogenen KGA Ernst-Heydemann nachkommen (z.B. Müllentsorgung)?
- Wie steht es um die Bürgerbeteiligung?
...
Mein Eindruck: das Publikum äusserte sich weitestgehend kritisch gegenüber den Plänen. Die meisten Fragen richteten sich an die Stadt (Herrn Müller). Es kamen nur wenige aussagekräftige Antworten. Auf die meisten Fragen wurde ausweichend oder abbügelnd geantwortet. Insgesamt nicht überraschend, aber frustrierend.
Wenn das Publikum stellvertretend für die Bürger*innen stand, dann wurde hier allzu deutlich, wie dringend notwendig Bürger*innenbeteiligung ist und wie sehr die vorgestellten Pläne möglicherweise an den Vorstellungen der in Rostock lebenden Menschen vorbeigehen."
- Jüte S. -
"Ich fand es leider eher wie eine Verkaufsveranstaltung, die mich an die Nachwendezeit erinnerte (Aufschwatzen von dubiosen, nebulösen Produkten).
Über die Finanzierung gab es wenig Infos, denn auch die Baukosten müssen sich doch verdoppelt haben??? Kommt die Stadt dafür auf, hohe Mieten oder wie kommen die Investoren zu ihren Geldern???"
- Silke P. -
Zu weiteren Informationen:
https://www.rostock-heute.de/groter-pohl-wohngebiet-funktionsplan/120050
https://rathaus.rostock.de/de/aemter/346459